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Das Bild zeigt Linda Biermann, wie sie mit Pullover und einem blonden Zopf vor einer Maschine steht. Im Bild ist ein Zitat von ihr: „Mein Beruf ist für mich Begeisterung, Leidenschaft und Freude.“

Als Linda Biermann ihre Schullaufbahn beendete, steuerte sie zielstrebig eine Ausbildung im Bereich Grafikdesign an. Zu dem Zeitpunkt konnte sie noch nicht wissen, dass sie nur wenige Jahre später ihren wahren Traumberuf in einem ganz anderen Bereich finden würde: Die 25-Jährige aus Heidelberg ist Feinwerkmechanikerin am Max-Planck-Institut für Astronomie.

 

Wie die Mutter, so die Tochter?

In ihrer Kindheit und Jugend hat sich Linda mit allem rund um das Thema Design und Kunst beschäftigt – ob Malen, Zeichnen, Designen oder Gestalten. Deswegen lag es nahe, dass sie wie ihre Mutter einen Beruf in der Design-Branche wählen würde. Im Rückblick fällt ihr auf: „Es war so offensichtlich, dass ein Beruf in dieser Sparte perfekt zu mir passen würde. Aus dem Grund habe ich mir ehrlich gesagt nicht so viele Gedanken gemacht, ob ein anderer Beruf nicht vielleicht noch besser zu mir passt.“ Während ihrer Ausbildung zur Grafikdesignerin kamen ihr erste Zweifel, ob sie in der Kreativbranche wirklich richtig ist. „Ich merkte schnell, dass das nicht das ist, was ich mein Leben lang machen möchte. Als ich die Ausbildung dann abgeschlossen hatte und nach wie vor unzufrieden war, entschied ich mich für einen Neustart“, erzählt Linda.

Mit einem Neustart zum Traumberuf: Feinwerkmechanikerin 

Arzthelferin? Tätowiererin? Oder doch Schreinerin? Verschiedenste Vorschläge wurden Linda gemacht, als sie ankündigte, sich neu orientieren zu wollen. Keiner davon kam für sie wirklich in Frage. „Irgendwann brachte mich mein damaliger Freund auf die Idee, ein Praktikum in seinem Beruf als Feinwerkmechaniker zu machen, da er glaubte, es würde mir liegen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar“, berichtet die junge Frau.

Linda erinnert sich gut an den Tag, als sie ihn zum ersten Mal in seiner Werkstatt besuchte: „Damals kam mir das alles so fremd vor. Ich weiß noch, wie überzeugt ich war, dass sowas nichts für mich wäre.“ Ein Jahr später sollte sich dieser Eindruck jedoch zum Gegenteil wenden. „Als ich im Zuge meiner Neuorientierung mein Praktikum als Feinwerkmechanikerin begann, wusste ich zu meiner eigenen Überraschung sofort, dass ich nichts anderes mehr machen möchte.“

Mittlerweile ist die 25-Jährige im dritten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin, und schon bald stehen die Abschlussprüfungen an. Ihre Entscheidung für das Max-Planck-Institut für Astronomie wurde vor allem dadurch gefördert, dass dieses in der Stellenausschreibung extra betonte, nach weiblichen Bewerbern zu suchen. „Das gab mir sofort das Gefühl, willkommen zu sein!“, lobt sie.

Ein vielfältiger Arbeitsalltag mit eigenen Projekten

In ihrer Ausbildung werden Theorie und Praxis miteinander verknüpft. Wenn Linda nicht gerade Blockunterricht hat, ist sie in der Feinwerkstatt des Instituts und beteiligt sich dort zum Beispiel an der Entwicklung und dem Bau von Messinstrumenten und Teleskopen. „Was mir sehr an dem Beruf gefällt, ist, dass man von Grund auf neue Dinge erschaffen und seine Ideen eigenständig umsetzen kann“, merkt sie an. Die Arbeit findet dabei immer in enger Zusammenarbeit mit Forschern statt, da die modernen, astronomischen Beobachtungsinstrumente bei sehr wichtigen Institutionen wie der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) oder der Europäischen Südsternwarte (ESO) zum Einsatz kommen.

Das von Linda Biermann selbst gebaute Schachspiel mit allen Schachfiguren.
Der von Linda Biermann und ihren Mit-Azubis gebaute Stirlingmotor in Gold und Silber.

Linda und die anderen Azubis dürfen mit hochwertigen CNC-Maschinen oder Dreh- und Fräsmaschinen sogar eigene Projekte verwirklichen, die vorher in einem Programm von ihnen selbst entworfen wurden. Unter anderem entwickelte Linda ein eigenes Schachspiel und stellte einen Motor nach vorgefertigter Zeichnung her. Teamarbeit wird bei der Verwirklichung solcher Projekte großgeschrieben. So entwickelt sich durch die Zusammenarbeit eine enge Gemeinschaft: „Erst kürzlich wurde unsere Ausbildungsgruppe, die aus 2 Frauen und 5 Männern besteht, dafür gelobt, wie auffallend positiv unser Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung seien“, erinnert sich Linda. „Bei uns ist es selbstverständlich, dass Männer und Frauen auf Augenhöhe zusammenarbeiten. In meiner Azubi-Gruppe wie auch im gesamten Institut wird die Gleichberechtigung gelebt. Es liegt mir sehr am Herzen, das weiterzuerzählen, weshalb ich auch einen Erfahrungsbericht über meine Ausbildung als Feinwerkmechanikerin auf unserer Internetseite geschrieben habe um andere junge Frauen für einen technischen Beruf zu begeistern.“

Feinwerkmechanik – Harmonie aus Technik und Design

Sich selbst würde sie als eine Person beschreiben, die auf Genauigkeit achtet, ein gutes räumliches Verständnis hat und handwerklich begabt ist. Alle drei Komponenten sind für die Ausübung des Berufs der Feinmechanikerin erforderlich. Linda erklärt: „In unserem Beruf kommt es sehr auf Maßhaltigkeit an – die Toleranzen, in denen das fertige Bauteil liegen darf, können teilweise nur Bruchteile eines Millimeters groß sein. Es ist sehr herausfordernd, die passenden Teile zu entwickeln. Bei uns werden Technik und Design vereint.“

Obwohl sich nach wie vor mehr junge Männer für ihren Beruf entscheiden, hat sich Linda nie fehl am Platz gefühlt. „Wir schätzen uns gegenseitig für unsere beruflichen Qualifikationen und die Unterstützung, die wir uns gegenseitig bieten. Männer und Frauen haben manchmal beim Umgang mit Problemen eine andere Herangehensweise, das handwerkliche Geschick ist aber nicht davon abhängig.“

Jeder ist seines Glückes Schmied

„Man könnte meinen, ich würde es bereuen, dass ich zunächst die ‚falsche‘ Ausbildung gewählt habe. Tatsächlich hätte ich gern schon früher ein technisches Hobby ausprobiert und Praktika in unterschiedlichen Bereichen gemacht“, erzählt Linda. Letztendlich ist sie aber froh, die Erfahrung in einem anderen Bereich gemacht zu haben, weil sie auf diese Weise wertschätzen kann, heute in einem Beruf zu arbeiten, der ihr besondere Freude bereitet und zu ihr passt. „Ich hoffe, dass ich mit meinem Werdegang anderen jungen Frauen als Vorbild dienen kann. Manchmal muss man auch etwas wagen. Tut selbst etwas für euren Erfolg, es wird kein anderer für euch übernehmen.“

Nach ihrer Ausbildung hat Linda noch einiges vor: Um immer auf dem neusten Stand der Technik zu bleiben, möchte sie gern Weiterbildungen besuchen und einen Meister absolvieren, um noch mehr Möglichkeiten zum Aufstieg zu erhalten.

Interesse am Beruf der Feinwerkmechanikerin? Das musst du wissen:

Nötiger Schulabschluss: Mittlere Reife

Ausbildungsdauer: 3, Jahre

Mögliche Fachrichtungen während der Ausbildung: Maschinenbau, Feinmechanik, Werkzeugbau oder Zerspanungstechnik

Mögliche Ausbildungsbetriebe: z. B.

  • bei Herstellern von feinmechanischen und optischen Erzeugnissen
  • im Maschinen- und Werkzeugbau
  • in Betrieben, die elektrische Mess- und Kontrollinstrumente produzieren
  • bei Wartungs- und Reparaturdiensten
  • an Hochschulen, z.B. an physikalischen Instituten

Mehr Informationen: https://www.ausbildung.de/berufe/feinwerkmechaniker/

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