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„Was nun – Ausbildung oder Studium?“

Als Ulrike sich am Ende ihrer Schulzeit diese wichtige Frage stellte, war für sie ihre Affinität für das Handwerk und technisches Arbeiten ausschlaggebend. „Etwas entstehen zu lassen mit den eigenen Händen, Technik auf kleinstem Raum, die viel Konzentration und Geduld fordert, das hat mich fasziniert“, erzählt die heute 35-Jährige. Daher entschied sie sich gegen ein zunächst angedachtes Mathematikstudium und für die Ausbildung zur Uhrmacherin.

Uhrmacher scheint ein sehr spezifischer Beruf zu sein, bietet aber eine hervorragende handwerkliche Grundausbildung und damit auch eine Grundlage für viele andere technische Berufe. „Vom gestalterischen Aspekt über die Mechanik, die Präzision, Anfertigungstechniken, Elektrotechnik, Mathematik und die Verbindung aus traditionellem Handwerk und modernen Entwicklungen gibt es so vieles, was mich an dem Beruf fasziniert“, erklärt Ulrike begeistert.

Ausbildung im Doppelpack

Ihre Ausbildung zur Uhrmacherin machte Ulrike an der Feintechnikschule Schwenningen im Schwarzwald. Nach drei Jahren Praxis und Berufsfachschule für Uhrmacherei hatte sie den Gesellenabschluss in der Hand. Obwohl sie damit schon für einen Beruf qualifiziert war, entschied sich Ulrike für eine zweite Lehre – dieses Mal zur Goldschmiedin: „Mein gestalterisches Interesse und meine Freude daran, neue Anfertigungstechniken kennenzulernen, führten mich zu einer kleinen Goldschmiede in Offenburg.“ Dort konnte sie die Lehrzeit wegen ihrer fachlichen Vorerfahrung sogar verkürzen. „Nach der Lehre wollte ich dann erst mal für eine Weile praktisch arbeiten. Es war mir wichtig, nach der schulischen Ausbildung in der freien Wirtschaft zu lernen und zu arbeiten“, erklärt Ulrike.

Die Uhrmacher- und Goldschmiede-Meisterin Ulrike Schneller ist in der Natur unterwegs und lächelt in die Kamera. Im Bild ist ein Zitat von ihr eingeblendet: Ich wollte meinen Meister oben drauflegen, um auch ausbilden zu können.

Ulrike ist Uhrmachmeisterin und Goldschmiedin und arbeitet im Schwarzwald bei der Uhrenfabrik Junghans, einer der ältesten Uhrenmarken Deutschlands. Ihr Weg dorthin war immer von der Liebe zur praktischen Arbeit und dem Handwerk geprägt.

Eine gute Mischung aus Handwerk und Führung

Dass Ulrike sich für die klassische duale Ausbildung statt eines Studiums entschieden hat, bereut sie keineswegs, denn für ihren Werdegang war es genau das richtige. Der Verzicht auf die Universität oder Hochschule bedeutet auch nicht den Verzicht auf die Führungsebene, wie Ulrike aus eigener Erfahrung weiß. „Ich wollte meinen Meister oben drauflegen, um auch ausbilden zu können“, erzählt sie. „Neben der Arbeit als Goldschmiedin in Offenburg belegte ich also meine ersten Meistervorbereitungskurse an der Gewerbeakademie. Es folgte ein Jahr an der Meisterschule für Goldschmiede in München.“

Ihre Wurzeln als Uhrmacherin und Liebe für kleinste technische Abläufe hat Ulrike auch mit etwas Abstand zur ersten Ausbildung nicht vergessen: Nach zwei Jahren Berufspraxis und mit dem Goldschmiede-Meistertitel im Gepäck zog sie zurück in den Schwarzwald und fing bei der Uhrenfabrik Junghans an. Nebenberuflich legte sie hier ihre zweite Meisterprüfung ab, dieses Mal als Uhrmacherin. Seit 2016 arbeitet Ulrike bei der Firma Junghans zum einen als Gruppenleiterin der Werkefertigung und zum anderen als Ausbilderin – eine Kombination, über die sie sehr glücklich ist: „Oft sitze ich am Werktisch und weiß, dass es mich erfüllt, genau dort zu sitzen.“

Ein Praktikum kann die Augen öffnen

Ihre doppelte Funktion im Unternehmen sorgt für Abwechslung: „So vielfältig wie der Beruf ist, so abwechslungsreich ist auch der Arbeitsalltag. In der Werkefertigung arbeite ich selber produktiv, leite Mitarbeiter an, analysiere, wenn Probleme auftreten und bin zum Teil organisatorisch tätig. Wenn neue Produkte in meinem Bereich anstehen, so ist auch mal Prototypenbau mit dabei“, erzählt Ulrike.

Da es sich bei Ulrikes beiden Berufen um sehr praktische Tätigkeiten handelt, rät sie jungen Menschen, die sich dafür interessieren, sich zum Beispiel durch Praktika ein eigenes Bild zu machen und erst mal „reinzuschnuppern“. „Außerdem“, so die 35-Jährige, „sollte man sich nicht entmutigen lassen, durch Vorurteile oder oberflächliche Meinungen. Einen Beruf sollte man wählen, weil man es möchte und nicht, um einem Bild zu genügen oder etwas zu beweisen. Man sollte sich treu bleiben.“

Foto: Uhrenfabrik Junghans / Ulrike Scheller

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