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Als Sandra Herzig ihr Abitur in der Tasche hatte, gabelte sich ihr Weg in zwei mögliche Richtungen, und sie stand vor einer wichtigen Entscheidung. Der eine Weg würde sie in den Mittleren Dienst bei der Polizei führen, der andere zu einer Führungsposition in der Montage und Maschinentechnik. Die Entscheidung fiel ihr zwar schwer, letztlich ließ sie sich aber von den guten Perspektiven der Stelle als technische Abteilungsleiterin überzeugen. Warum das für sie die bessere Wahl war, erzählt die heute 27-Jährige uns im MINT-Portrait.

Früh übt sich, …

Dass Sandra einmal einen technischen Beruf ausüben sollte, zeichnete sich schon in ihrer Kindheit ab. „Ich habe mich schon immer für technische Themenfelder interessiert und schon seit Kindertagen mit meinem Vater gewerkelt – sei es Holz sägen oder spalten, Möbel aufbauen oder Renovierungsarbeiten“, erzählt Sandra. „Ich würde nicht sagen, dass meine Berufswahl allein daran lag, aber für mich war die Hemmschwelle geringer, einen MINT-Beruf zu wählen, weil ich mit dem Bereich schon vertraut war.“

Sandra Herzig lächelt freundlich in die Kamera und trägt ein T-Shirt mit Firmenlogo. Im Bild ist ein Zitat von ihr eingefügt: Chancen muss man ergreifen, wenn sie sich einem öffnen.

Challenge accepted. Ab in die Montage!

Als sie mit 16 Jahren ihre Mittlere Reife bestanden hatte, entschied sie sich also für eine technische Ausbildung zur Feinoptikerin bei der Firma Richard Wolf GmbH in Knittlingen. Dahinter steht die Herstellung von Bauteilen für optische Geräte, also Linsen, Prismen, Spiegel und Filter. „Nach der Ausbildung blieb ich noch ein Jahr lang als Facharbeiterin in der Endmontage der starren Endoskope“, erzählt sie. „Die Arbeit machte mir zwar Spaß, aber ich konnte mir nicht vorstellen, diese Tätigkeit ein Leben lang auszuüben. Ich suchte nach neuen Herausforderungen.“

So entschied sie sich, das Abitur an einer Technischen Oberschule in Vollzeit nachzuholen. „Die Entscheidung traf ich auch mit der Überlegung, dass ich damit meinem damaligen Traumberuf der Polizistin näherkommen würde“, erklärt Sandra. „Als ich das Zeugnis in der Tasche hatte, bewarb ich mich dann auch an entsprechender Stelle und hätte im März 2016 eine Ausbildung im Mittleren Dienst antreten können.“

Um die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn sinnvoll zu nutzen, begann sie einen Ferienjob bei der Firma Heimberger GmbH, einem Unternehmen für CNC-Dreh- & Frästechnik. Dort sah man viel Potenzial in ihr. Zufälligerweise wurde zeitnah eine Führungsstelle in der Maschinentechnik und Montage frei, die ihr Vorgesetzter Sandra begeistert anbot. „Das ist eher ungewöhnlich wenn man bedenkt, dass ich gerade erst mein Abitur gemacht hatte“, bemerkt Sandra. Ich denke es war eine Mischung aus meiner Vorerfahrung als Feinoptikerin und meiner Fähigkeit, mich schnell in neue Bereiche einzuarbeiten, die ihn zu der Entscheidung brachte.“

Mit dem Angebot für die Abteilung Montage geriet Sandras Entschlossenheit, Polizeibeamtin zu werden, ins Wanken. Zwischen den beiden Berufsgruppen – Polizei und Technik – war die 27-Jährige immer ein wenig hin- und hergerissen. „Meine Ausbildung zur Feinoptikerin und die Arbeit mit Metallen und anderen Werkstoffen hat mir damals viel Spaß gemacht, aber es fehlten mir immer Vielseitigkeit und Verantwortung“, erzählt sie. „Da war das Angebot von Heimberger eigentlich genau das, wonach ich gesucht habe. Ich musste die Chance ergreifen.“

Auf dem Erfolg ausruhen? Nichts für Sandra.

Gesagt, getan. Kaum in der Firma angekommen, durfte Sandra sich um verschiedenste Aufgabengebiete bei der Firma Heimberger GmbH kümmern: Personalverantwortung, Auftragsabwicklung und die Organisation und Planung einzelner Baugruppen sowie die Montage der Baugruppen.

„Als ich mich dann nach einem halben Jahr eingearbeitet hatte, trieb mich die Lust auf Neues schon wieder in die nächste Etappe meiner Karriere“, erzählt sie schmunzelnd. „Ich wollte mich weiterbilden und kam auf die Idee, den staatlich geprüften Techniker im Bereich Maschinentechnik zu machen. Da ich jedoch nicht auf ein geregeltes Einkommen verzichten wollte, entschied ich mich für ein Fernstudium.“ Die doppelte Belastung war selbst für die Powerfrau Sandra nicht immer einfach, aber im September 2019 hat sie es nach dreieinhalb Jahren geschafft und blickt nun stolz auf die stressige Zeit zurück.

Mittlerweile besteht Sandras Arbeitstag größtenteils aus koordinativen Aufgaben und Personalverantwortung. „Ich genieße die Verantwortung als Abteilungsleiterin in der Montage, die damit zusammenhängt und behalte gerne den Überblick über das ganze Team“, betont die 27-Jährige. „Wenn wir terminliche Engpässe haben, montiere ich die Teile aber auch selbst – das ist immer eine schöne Abwechslung“.

Stärken und Schwächen sind menschlich, aber nicht geschlechterabhängig

Früher war Sandra ein eher ungeduldiger Mensch, wie sie von sich sagt. Doch während ihrer Ausbildung zur Feinoptikerin hat sie sich Durchhaltevermögen und Geduld antrainiert. „Ich musste viele Werkstücke herstellen und hierbei Flächen auf das Tausendstel genau polieren“, erinnert sie sich. „Das war sehr nervenaufreibend und hat manchmal auch mehrere Tage gedauert. Aber in der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft, und so hat es auch früher oder später geklappt. Noch heute profitiere ich von dieser Erkenntnis.“

„Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen – ob Mann oder Frau. Wer nicht an Technik interessiert ist, der sollte sich nach etwas anderem umschauen. Aber wenn das Interesse da ist, dann dürfen sich Frauen auf keinen Fall von Rollenklischees und fehlenden Vorbildern ausbremsen lassen“, rät Sandra. „Durchbeißen lautet die Devise! Und scheut euch nicht, Fragen zu stellen, selbst wenn es die gefühlt banalsten Fragen sind. Nur so kommt man voran und lernt dazu.“

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